Mal ein ziemlich theoretischer Post von mir. Die Fragestellung ist: in wie weit gibt es ethische Normen und ethisch korrektes Handel im Baduk.
Die erste wichtige Überlegung hierbei ist: was ist Gut?
Wir sind uns sicher alle einig das verlieren nicht gut ist. Aber wenn man gewinnt verliert der Gegner, also kann Gewinnen nur von einem egoistischen Standpunkt aus gut sein. Utilitaristische Ansätze fallen auch weg, weil es gibt ja nur 2 Spieler, und deswegen ist der Ausgang einer Partie immer für einen gut und für den anderen schlecht, andere Parteien haben hiermit erstmal nichts zu tun. Aus teleologischer Sicht ergibt sich das selbe Problem: ist es ein ethisch vertretbares Ziel gewinnen zu wollen? Bleibt uns also ein deontologischer Ansatz, es müssen also Normen formuliert werden die als gut angesehen werden und die zu befolgen sind, ein Abweichen würde als unethisch betrachtet werden können.
Hierzu einige Überlegungen meinerseits (es geht jeweils um normale Partien, Lehrpartien sind von den Überlegungen ausgeschlossen):
Will man unbedingt gewinnen verfällt man schnell in unethische Verhaltensmuster. Da man nur nach seinen egoistischen Beweggründen handelt wird der Gegner aus den Überlegungen ausgeblendet. Das Gewinnen wollen ist also in sofern „schlecht“ als das man sein eigenes Wohl über das des Gegner stellt.
Andererseits ist das absichtliche Verlieren zwar nicht „schlecht“ aber dumm, denn man stellt das Wohl seines Gegners über das eigene und die eigenen Interessen werden missachtet.
Deswegen ist eine wichtige Voraussetzung für das ethisch korrekte Baduk spielen das man nicht gewinnen will.
Nun ist die Frage ob Gewinnen „gut“ oder zumindest nicht „schlecht“ ist wenn man nicht gewinnen will. Ich würde sagen das Gewinnen an sich nie „gut“ sein kann da es mit dem Verlieren Hand in Hand geht, aber da es eh unvermeidbar ist das einer der Spieler als Verlierer dastehen wird kann man das unabsichtliche Gewinnen als ethisch Vertretbar durchgehen lassen, da sich die Schmach der Niederlage und die Freude über den Sieg in etwa die Waage halten, es entstehen also nicht mehr „schlechte“ Gefühle als „gute“.
Wenn aber Gewinnen nie „gut“ ist, was ist dann „gut“?
Betrachten wir den Fall des Jigo:
Niemand gewinnt oder verliert. Es gibt also nichts „schlechtes“, leider aber auch nichts „gutes“. Ein Jigo ist also auch nicht „gut“, „gute“ und „schlechte“ Gefühle halten sich wieder die Waage. Es macht also im Grunde keinen Unterschied wie die Partie ausgeht solange beide Spieler nicht gewinnen wollten.
Diese Überlegungen führen zu dem Schluss das Baduk an sich nur als unethisches Spiel Sinn macht, weil sobald man sich ethisch korrekt verhält alles bedeutungslos wird.
Allerdings ist die der Ansatz nicht gewinnen zu wollen keinesfalls Sinnlos, im Gegenteil. Durch die Beachtung dieses Prinzips ist man bei Niederlagen nicht enttäuscht da man sein Ziel nicht verfehlt hat, und man verzichtet auf überflüssige Unhöflichkeiten wie absichtliches Overplay oder weiterspielen einer eindeutig verlorenen Partie. Natürlich darf man sich über einen Sieg freuen, aber um Kobayashi Chizu zu zitieren: „Freue dich erst wenn du das Haus verlassen hast“
d.h.: beachte immer das dein Gegner verloren hat und zeige Respekt für ihn indem du keine Freude über seine Niederlage zeigst.
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